Die letzte Etappe unseres Berlin Usedom Radweges steht an. Wir haben noch ca. 60 km vor uns. Doch bevor wir aufbrechen, möchten wir die kleine Stadt Ueckermünde noch etwas erkunden, denn dafür war am Vortag leider keine Zeit mehr.
Unsere Fahrradtaschen konnten wir zum Glück noch in der Pension am Rosengarten stehen lassen, damit wir das Gepäck nicht mit uns mitschleppen mussten. Nach den zwei mal 90 km an Tag 1 und Tag 2 war das eine angenehme Erleichterung mal ohne Gepäck zu radeln.
Als erstes führte unser Weg in die Innenstadt zum Hafen und entlang des alten Bollwerks, wo die Schiffe auf der Uecker parkten. Alles wirkt hier sehr gepflegt und ruhig. Ein paar Angler sitzen entlang des Flusses und versuchen ihr Glück.
Andere Leute hatten da wesentlich mehr Glück, zwar nicht beim Fischen aber anscheint in der Liebe. Eine Laterne voller Liebesschlösser schmückte den Flusslauf.
Verlieben kann man sich aber auch in das kleine Städtchen Ueckermünde. Das friedliche Städtchen hat nämlich noch viel mehr zu bieten, als die schöne Innenstadt, das niedliche Kino und die guten Restaurants. Es gibt auch einen schönen Strand, den wir als nächstes ansteuerten.
Man könnte denken, man ist bereits an der Ostsee. Der Strand, die Wellen und die Wellenbrecher vermitteln diesen Eindruck. Spätestens, wenn man beim Baden die erste Welle schluckt, merkt man, dass es sich um Süßwasser handelt.
Weit in der Ferne kann man die Insel Usedom auch schon erkennen. Von Ueckermünde aus hätte man auch die Möglichkeit mit der Fähre über zu setzen. Wir wollten aber immer noch ein bisschen mehr sehen und steuerten als nächstes den Tierpark in Ueckermünde an.
Für Erwachsende kostet der Eintritt 10 € und dafür gibt es auch viel zu erleben. Die Spielplätze führen teilweise über die Gehege, wo man die Tiere von oben aus beobachten kann. In dem Moment wurden wir selbst nochmal zum Kind und kletterten die kleine Spielplatzleiter hoch, um die Affen aus der Höhe zu betrachten. Am Ende ging es dann die lange Rutsche wieder runter – das war toll!
Und es gibt sogar Löwen im Tierpark. Hier sollte man wirklich vorsichtig sein!
Aber im ernst, es gibt wirklich einen Löwen. Leider war es dem Löwen zu warm und er wollte nicht wirklich aus seinem Versteck vorkommen.
Mittlerweile war es schon 14 Uhr und wir hatten noch ein paar Kilometer vor uns und so machten wir uns auf den Weg Richtung Usedom. Vorher holten wir aber noch schnell unser Gepäck aus der Pension ab.
Entlang der Dorfstraße ging es dann bis zum nächsten Dorf Mönkebude und ab da an in ein kleines Waldstück.
Der Weg hier war schmal aber doch recht gut befahrbar. Kurze Zeit später erreichten wir dann das Naturschutzgebiet Anklamer Stadtbruch. Früher hat man hier versucht das Moor trocken zu legen und Forstwirtschaft zu betreiben. 1995 brach bei einem Unwetter allerdings der Deich und das gesamte Gebiet wurde wieder überschwemmt. Die Bäume vertragen das viele Wasser nicht und sterben ab. Es steht nur noch der nackte Stamm da, wodurch das Gebiet ziemlich gespenstisch wirkt.
Auf dem Weg durch das Moor habe ich dann eine sehr große Kreuzotter enteckt. Die Kreuzotter zählt zu den wenigen Giftschlangen in Deutschland. Laut Wikipedia war die größte in Deutschland gefundene Kreuzotter 87 cm lang. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob meine Schlange nicht größer war, was meint ihr?
Valeria hat panische Angst vor diesen Tieren und während ich fleißig Fotos machte, war sie schon fast über alle Berge mit dem Rad verschwunden. Also trat ich in die Pedale, um schnell wieder aufzuholen, denn wir wollten ja mit der Fahrradfähre nach Usedom übersetzen.
Die Fähre fährt täglich von Kamp nach Karnin. Leider kamen wir nur wenige Minuten zu spät und sahen die Fähre gerade ablegen. Die Überfahrt dauert zwar nur maximal 5 Minuten, doch die Fähre fährt nur im 30 – 45 Minutentakt.
Die Wartezeit haben wir genutzt, um uns zu stärken. Kurz vor 17 Uhr ging es dann auf die Fähre. Wir waren die beiden einzigen Gäste an Board. Aber Achtung! Bezahlt wird nicht beim Einsteigen, sondern während der Fahrt. Für die kurze Überfahrt werden unverschämte 9 € pro Person verlangt. Als ich den Preis gehört habe, habe ich vor lauter Schreck gleich noch 2 € Trinkgeld gegeben.
Naja wenigstens gab es auf dem Stück Wasserweg noch eine kleine geschichtliche Exkursion und danach waren wir zumindest schon mal auf der Insel Usedom und somit unserem Endziel ein ganzes Stück näher.
Die Hubbrücke Karnin wurde im Jahr 1933 fertiggestellt. Sie war Teil der Karniner Brücke und wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt, um den Vormarsch der russischen Armee zu erschweren.
Auf der anderen Seite in Karnin angekommen, ging es dann mit unserer Radtour weiter.
Wir fuhren bis zur Stadt Usedom und von dort aus ging es wieder in ein schönes Waldstück, wo keine Menschenseele anzutreffen war.
Nach etwas mehr als 30 km erreichten wir dann unseren Zielort Ückeritz. Hier hatten wir im Vorfeld schon die Pension Café Knatter gebucht. Völlig verschwitzt checkten wir ein und begutachteten unser Zimmer. Klein, gemütlich, in Seemannslook und völlig ausreichend für uns.
Vom Zimmer aus hatten wir einen wunderschönen Blick auf den kleinen Hafen am Achterwasser.
Wer möchte, hat auch die Möglichkeit verschiedene Wassersportarten, die die Pension anbietet, zu betreiben. Segeln, Boot fahren oder Stand Up Paddling sind nur einige Beispiele die man machen kann.
Mittlerweile war es auch schon spät geworden. Nach drei Tagen Rad fahren und insgesamt über 250 km freuten wir uns auf eine erholsame Nacht, die mit einem traumhaften Sonnenuntergang eingeleitet wurde.
Am nächsten morgen wartete schon ein leckeres Frühstück auf uns. Wie so oft waren wir die Ersten am Buffet. Während die anderen Gäste noch im Bett lagen, haben wir schon unseren Kaffee genossen.
Wir hatten die Pension Café Knatter für 3 Nächte im Vorfeld bis Sonntag gebucht. Für 2 Personen mit Frühstück haben wir 267 € bezahlt. Zurück nach Berlin ging es dann mit dem Flixbus. Dieser fährt von der Stadt Usedom bis nach Berlin durch. Mit Fahrradmitnahme und Gepäck für nur 25 € pro Person.
Dies war unsere erste Fahrradtour überhaupt und wir würden den Berlin Usedom Radweg jederzeit wieder fahren. Die Strecke lässt sich auch beliebig variieren und es gibt noch so viele Dinge unterwegs zu sehen, die man mit einmal Fahren gar nicht schafft.
So eine Radtour ist zwar auch anstrengend aber gleichzeitig total erholsam, weil man durch so viel schöne Natur fährt. Hier bekommt man mal richtig den Kopf frei und kann abschalten und genießen.
Wir hoffen, euch hat die kleine Serie unser Berlin Usedom Radtour gefallen und sie hat euch motiviert vielleicht selber mal solch eine Tour zu machen. Für uns war es mit Sicherheit nicht die letzte Tour und die Nächste kommt bestimmt! Vielleicht nach Berlin – Prag, man weiß es nicht 😉
4 Kommentare
Sehr schön und interessante Informationen habt ihr uns mitgeteilt! Selbst ich, die Fahrrad fahren so gar nicht mag, habe doch einwenig Lust bekommen mich auf das nächste Fahrrad zu schwingen und loszufahren ?
Freue mich auf weitere Fotos und Informationen von Angesicht zu Angesicht ?
Bis bald und schont mal eure Knochen ?
Hi.
Nachdem ich euren Bericht der so voller Details und Liebe geschrieben ist,habe auch ich michcauf den Weg gemacht und bin euren Brotkrumen gefolgt.
Nach anfänglichen Orientierungsproblemen hinter Joachimsthal was mich 1 Std durch den bescheidensten Waldweg ever geführt hat,lief es ab Tag 2 so gut dass ich die 80km vom Vortag geknackt habe und nach 112 km im Sattel glücklich und erschöpft, Ueckermünde erreichte..die B109 nach Prenzlau raus ist die wohl unerotischste Fahrradstrecke überhaupt auf dieser Reise gewesen.
Denn der Oberschenkeltot sind die extrem langgezogenen Steigungen auf dieser Strecke. Aber auch das geschafft.
Der wohl fahrradtechnisch schönste Teil dieser Reise war und ist aber der Abschnitt hinter Ueckermünde nach zur Fahrradfähre nach Usedom.
Eine wahnsinnig tolle Strecke..auch von vielen anderen Radlern befahren.
Danke für eure tolle Fotostrecke.dadurch wusste ich,ich bin auf der richtigen Fährte.
Es hat wirklich Spaß gemacht.und ja,Usedom ist in 3 Tagen mit ein wenig Sitzfleisch,viel Getränken und erholsamen Pausen erreichbar von Bernau.
Hallo Mario, das freut uns wirklich sehr, dass dir unser Bericht als Leidfaden diente. Ja ab und zu ist es etwas anstrengend aber die Gegend ist so schön. 112 km das geht schon ordentlich auf das Sitzfleisch, Respekt. Viele Grüße
Toni
Tolle Tour bin ich auch schon zweimal gefahren einmal ab Berlin und einmal von Zinnowitz bis Berlin. Nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen von Hamburg nach Ostfriesland. Also euch weiter unfallfreie Fahrt.